Der deutsche Autobauer Volkswagen ist auf dem Weg von Dieselgate zum Weltmarktführer für Elektrofahrzeuge.
Was genau ist für die nahe Zukunft geplant?
Volkswagen habe im vergangenen Jahr den Absatz von Elektrofahrzeugen mehr als verdreifacht und werde in den nächsten fünf Jahren bis zu 46 Milliarden Euro in Elektro- und Hybridfahrzeuge investieren, wie Konzernchef Herbert Diess in der Wolfsburger Unternehmenszentrale sagte.
Das Management des Unternehmens ist zuversichtlich, dass Volkswagen durch diesen Übergang noch stärker wird und seinen Marktanteil deutlich erhöht. Im Jahr 2021 plant das Unternehmen, sich von den Auswirkungen der Pandemie zu erholen und den Wandel zum Besseren weiter zu beschleunigen.
In diesem Jahr ist geplant, 1 Million reine Elektroautos auf den Weltmarkt zu bringen. Bis 2030 will das Unternehmen den Anteil von Elektroautos am Gesamtabsatz in Europa auf 60% steigern.
Volkswagen kündigte im Frühjahr an, bis 2030 sechs Batteriefabriken für Elektrofahrzeuge in Europa zu bauen und arbeite an einem massiven Ausbau seiner Ladeinfrastruktur, deren Fehlen als großes Hindernis für die Masseneinführung von Elektrofahrzeugen angesehen wird. Das Ziel des Automobilherstellers sind 18.000 Standorte in Europa bis 2025.
In Skellefteå (Schweden) und Salzgitter (Deutschland) sollen die ersten beiden Batteriefabriken mit erneuerbaren Energien in Betrieb genommen werden. Die Produktion im Werk in Schweden soll 2023 und in Deutschland 2025 starten. Im November 2020 kündigte Volkswagen an, 73 Milliarden Euro für die Entwicklung digitaler Technologien bereitzustellen und innerhalb von zehn Jahren bis zu 70 Modelle von Elektrofahrzeugen auf den Markt zu bringen, von denen etwa 20 bereits in Serie sind.
Serienproduktion von Elektro-LKWs in Brasilien
Volkswagen Caminhões e Ônibus (VWCO) hat in Brasilien nach jahrelanger Erprobung und Entwicklung mit der Serienproduktion seines ersten Elektro-LKW begonnen. Der LKW mit dem Namen e-Delivery wird von chinesischen CATL-Batterien von Moura, einem brasilianischen WEG-Motor und Ladekomponenten von Siemens aus Deutschland, angetrieben.
Die LKWs werden in der brasilianischen Stadt Resende hergestellt, wo sich der Produktionskomplex und die Produktionspartner des Unternehmens befinden. Der Elektro-LKW e-Delivery hat eine Reichweite von bis zu 200 km mit einer einzigen Ladung und kann in 3 Stunden vollständig oder zu 30% in 15 Minuten aufgeladen werden.
Erster Kunde für den Elektro-LKW ist die Brauerei Ambev. Bis 2023 soll die Flotte um 1.600 Elektro-LKWs von Volkswagen erweitert werden. Die ersten 100 e-Delivery Trucks werden noch in diesem Jahr an Ambev übergeben.
Laut VWCO-Präsident und CEO Roberto Cortes soll die kommerzielle Markteinführung des Elektro-LKWs im Juli erfolgen. Zu diesem Zeitpunkt soll Volkswagen Trucks and Buses neue Käufer für das Fahrzeug bekannt geben. Der Exekutive sagte auch, dass als nächstes ein elektrischer Stadtbus auf den Markt kommen soll, aber das Veröffentlichungsdatum wurde nicht bekannt gegeben.
Volkswagen Multivan T7: Plug-in-Hybrid-Antriebsstrang
Volkswagen Nutzfahrzeuge hat auch den beliebten Mehrzweck-Minivan Multivan T7 vorgestellt. Das Interessanteste am Van der nächsten Generation ist sein Antriebsstrang. Erstmals erhält der Multivan einen Plug-in-Hybrid-Antriebsstrang.
Er heißt eHybrid und kombiniert einen 1,4-Liter-Vierzylinder mit 148 PS und mit 85 kW Elektromotor für insgesamt 215 PS (160 kW) und einem maximalen Drehmoment von 350 Nm. Das als DSG bezeichnete Doppelkupplungsgetriebe wurde speziell für den Plug-in-Hybrid weiterentwickelt, der ebenfalls über einen Elektromotor verfügt.
Die 13-kWh-Lithium-Ionen-Batterie ist tief unter dem Van-Boden verbaut, der Ladeanschluss befindet sich auf der rechten Seite. VW Nutzfahrzeuge macht noch keine genauen Angaben zu einer rein elektrischen Reichweite, sagt aber, dass sie auf normale Tagesstrecken ohne Emissionen ausgelegt ist.
Der Multivan eHybrid startet laut Volkswagen immer im vollelektrischen „E-Mode“, mit zwei Ausnahmen: wenn die Batterie kälter als -10°C oder der Ladezustand zu niedrig ist. Im „E-Mode“ kann der T7 Multivan eHybrid Geschwindigkeiten von bis zu 130 km/h erreichen, danach wird der Verbrennungsmotor eingeschaltet.
Anders als sein Vorgänger T6.1 basiert der T7 nicht mehr auf der Volkswagen Nutzfahrzeug-Plattform, sondern auf der MQB-Plattform. Damit teilt sich der Van die Plattform mit den Plug-in-Hybrid-Modellen Passat GTE oder Golf GTE. Der Wechsel auf eine PKW-Plattform sorgt nicht nur für eine wirtschaftliche Anpassung des Hybridantriebs, sondern soll vor allem für mehr Fahrwerkskomfort sorgen. Dies hat jedoch auch einen Nachteil: Die PKW-Plattform lässt eine solche Nutzlast wie beim T6.1 nicht zu. Installateure, Bauherren und andere Käufer, die einen Kastenwagen suchen, müssen sich also mit dem alten T6.1 begnügen.
Daraus lässt sich schließen, dass Volkswagen die Herrschaft im Elektroautomarkt noch viele Jahre nicht an andere Hersteller abtreten wird.